Soziale Integration durch Online Dating

Offenbar haben diese Websites eine sehr große Auswirkung auf das Datingverhalten gehabt | 11/17/2017

Soziale Integration durch Online Dating, Flüchtlinge, Immigration

Soziale Integration durch Online Dating

Vor nicht allzu langer Zeit traf noch niemand seinen Partner online. Dann, in den 1990er Jahren, kamen die ersten Dating Websites. Offenbar haben diese Websites eine sehr große Auswirkung auf das Datingverhalten gehabt. Aber nun zeichnet sich der erste Beweis ab, dass ihre Wirkung viel tiefgreifender ist als gedacht.

Anmerkung: In dem folgenden Beitrag fällt häufiger die Bezeichnung interrassisch, den wir aus der Quelle übernommen haben. Wir halten Rassentheorien und Differenzierungen aufgrund genetischer Informationen jedoch für unangebracht und empfehlen diesen als interkulturel zu ersetzen. 

Dating Statistik: Offenbar haben diese Websites eine sehr große Auswirkung auf das Datingverhalten gehabt

Dating Statistik (siehe Quelle: „The Strength of Absent Ties: Social Integration via Online Dating“)

 

Die Art und Weise, wie Menschen ihre potentiellen Partner treffen, hat sich in den letzten Jahren dramatisch verändert.
Seit mehr als 50 Jahren untersuchen Forscher die Natur der Netzwerke, die Menschen miteinander verbinden. Diese sozialen Netzwerke entpuppen sich als sehr eigenartiges Wesen.

Ein klassischer Netzwerktyp verbindet jeden Knoten mit seinen nächsten Nachbarn, in einem Muster wie ein Schachbrett oder ein Fischernetz. Eine andere offensichtliche Art von Netzwerk verbindet die Netzwerkknoten rein zufällig. Reale soziale Netzwerke sind aber keines von beiden. Stattdessen sind Menschen mit einer relativ kleinen Gruppe von Familie, Freunden und Nachbarn sehr eng verbunden und eher lockerer mit weiter entfernten Menschen.

Diese losen Verbindungen erweisen sich als äußerst wichtig. Diese schwachen Bindungen dienen als Brücken zwischen unserer Gruppe enger Freunde und anderen Gruppen, die sich zu Gruppen zusammenschließen und uns den Anschluss an die globale Gemeinschaft ermöglichen.

Lose Bindungen spielen traditionell eine Schlüsselrolle bei der Partnerbegegnung. Während die meisten Menschen wahrscheinlich nicht mit einem ihrer besten Freunde zusammen sind, sind sie sehr wahrscheinlich mit Leuten zusammen, die mit ihrer Freundesgruppe verbunden waren; zum Beispiel mit einem Freund eines Freundes. In der Sprache der Netzwerktheorie waren die potentiellen Dating-Partner in die Netzwerke der anderen eingebettet.

Das spiegelt sich schon lange in Umfragen über die Art und Weise wider, wie Menschen ihre Partner treffen: durch gemeinsame Freunde, in Bars, bei der Arbeit, in Bildungseinrichtungen, in der Kirche, durch ihre Familien und so weiter.

Online Dating hat das geändert. Heute ist Online-Dating die zweithäufigste Methode für heterosexuelle Paare, sich zu treffen. Für homosexuelle Paare ist sie bei weitem die beliebteste.

Das hat erhebliche Auswirkungen. Leute, die sich online treffen, sind in der Regel völlig Fremde. Wenn sich Menschen auf diese Weise treffen, entstehen soziale Bindungen, die vorher nicht existierten.

In vielen Soziologischen Studien geht darum die Entwicklung der interrassischen Ehe zu verstehen. Dies ist ein wichtiges Merkmal in der Sozialwissenschaft, denn diese Art von Ehen wird in unseren Gesellschaften weithin als Maß für die soziale Distanz angesehen.

Forscher simulierten zunächst, was passiert, wenn zusätzliche Links in ein soziales Netzwerk eingeführt werden. Ihr Netzwerk besteht aus Männern und Frauen verschiedener Rassen, die nach dem Zufallsprinzip verteilt sind. In diesem Modell will jeder eine Person des anderen Geschlechts heiraten, kann aber nur jemanden heiraten, mit dem eine Verbindung besteht. Dies führt zu einer Gesellschaft mit einem relativ niedrigen Niveau der interrassischen Ehe.

Aber wenn die Forscher zufällige Verbindungen zwischen Menschen aus verschiedenen ethnischen Gruppen hinzufügen, ändert sich das Niveau der interrassischen Ehe dramatisch. Das Modell sagt fast komplette rassische Integration nach dem Hervortreten von Online-Dating voraus. Selbst wenn die Anzahl an Dating-Partnern die die Nutzer treffen von den neu gebildeten Verbindungen gering ist.

Und es gibt noch einen weiteren überraschenden Effekt. Forscher messen die Stärke der Verbindungen, anhand des durchschnittlichen Abstand zwischen Partnern vor und nach der Einführung von Online-Dating. Das Modell sagt auch voraus, dass Ehen, die in einer Online-Dating-Gesellschaft geschlossen werden, dazu neigen, stärker zu sein als konventionelle Ehen.

Es ist faszinierend, dass kurz nach der Einleitung der ersten Datingwebsites 1995, wie Match.com, der Prozentsatz der neuen Verbindungen, die durch interrassische Paare verursacht wurden, sich schnell erhöhte.

Der Anstieg wurde steiler in den 2000er Jahren, als Online Dating noch populärer wurde. Im Jahr 2014 sprang dann der Anteil interrassischer Ehen nochmals wieder an. Es ist interessant, dass diese Zunahme kurz nach der Kreation von Dating Apps wie z.B.:. Badoo, Lovoo oder Tinder.

Tinder hat ca. 50 Millionen Benutzer und produziert mehr als 12 Millionen Matches pro Tag.

Selbstverständlich prüfen diese Daten nicht, dass Online-Dating den Anstieg in den interrassischen Verbindungen verursachte. Aber es stimmt mit der Hypothese überein, dass es dies unterstützt.

Die Forschungsergebnisse belegen, dass verheiratete Paare, die sich online kennengelernt haben, niedrigere Wahrscheinlichkeiten haben ehelich Auseinanderbrechen als die haben, die konventionell zusammenfanden.

Quellenangabe der Studie:

The Strength of Absent Ties: Social Integration via Online Dating


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